Die BEG Durmersheim hat 2024 so viele Solaranlagen gebaut wie nie zuvor und wieder gute Gewinne erwirtschaftet. Auf der Mitgliederversammlung wurde eine Ausschüttung von 3 % beschlossen. Doch es gab auch Herausforderungen. So wartete die BEG monatelang vergeblich auf eine Förderzusage der Europäischen Union. Für 2025 ist der Vorstand optimistisch. Die Zahl der Anlagen wächst weiter. Gerade wurden fünf Großprojekte bei Solarteuren in Auftrag gegeben.
Die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Durmersheim hat bei ihrer Mitgliederversammlung im Bürgerzentrum Alter Tabakschuppen in Bietigheim auf ein ebenso erfolgreiches wie herausforderndes Jahr 2024 zurückgeblickt. 22 neue PV-Anlagen mit einer Leistung von rund zwei Megawatt Peak (MWp) wurden fertiggestellt. Damit hat sich die Gesamtzahl der Anlagen auf 45 und die Nennleistung auf 4 MWp verdoppelt. Außerdem kamen 2024 über 160 neue Mitglieder hinzu. Aktuell zählt die BEG nahezu 800 Genossinnen und Genossen, die 3,7 Millionen Euro investiert haben. „Je mehr wir werden, umso mehr können wir bewegen“, sagte BEG-Vorstandssprecher Hartmut Oesten bei seinem Bericht. 73 Mitglieder waren vor Ort in Bietigheim, 36 nahmen online an der Hybridveranstaltung teil.
Einen Wermutstropfen konnte Oesten den Mitgliedern aber nicht ersparen: Die Umsatzerlöse aus dem Verkauf des Sonnenstroms sind zwar um 43 Prozent auf 354.000 Euro gestiegen, doch es hätten auch 40.000 bis 50.000 Euro mehr sein können. Denn 15 Anlagen wurden 2024 absichtlich nicht ans Netz angeschlossen, weil eine Erhöhung der EEG-Umlage um 1,5 Cent pro Kilowattstunde in Aussicht stand – was über die Laufzeit der Anlagen erhebliche Zusatzerträge bedeutet hätte. Das Okay der Europäischen Union (EU) für die Förderung blieb jedoch aus, woraufhin die BEG im Januar 2025 die 15 Anlagen in Betrieb nahm. „Das war auch gut so, denn die Zustimmung der EU liegt bis heute nicht vor“, betonte Vorstand Clemens Schlossarek. Dieser Sondereffekt und weitere Faktoren wie die geringere Zahl an Sonnenscheinstunden drückten auf das Ergebnis der BEG, das insgesamt aber immer noch stark gestiegen ist. Der Vorstand empfahl eine Ausschüttung für 2024 von drei Prozent. „Das ist eine sehr gute Kapitalverzinsung“, betonte Oesten, „auch wenn sie nicht ganz so hoch ist wie in den letzten Jahren.“ So sah das auch die Mehrheit der Genossen, die dem Vorschlag mit großer Mehrheit zustimmte und dem Vorstandsteam viel Applaus für seinen Einsatz spendete.
Mangelnde Förderzusagen der EU sorgen auch dafür, dass ein geplantes Großprojekt der BEG in der Luft hängt: die schwimmende PV-Anlage auf dem Stürmlinger See in Durmersheim. „Wir werden das Projekt nur machen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen“, stellte Schlossarek klar. Beim zweiten Floating-Projekt, dem Sämannsee in Wintersdorf, hofft die BEG weiterhin auf die Zustimmung des Ortschaftsrats, sobald die in Auftrag gegebene Umweltverträglichkeitsprüfung vorliegt. Gute Chancen sehen Vorstand und Aufsichtsrat für die Beteiligung am Windpark in Durmersheim. Eine Genehmigung sei im Dezember 2024 möglich.
Oesten blickte optimistisch in die Zukunft. Das Wetter im Frühjahr sei wesentlich sonniger gewesen als 2024 und die 15 Anlagen, die Anfang 2025 ans Netz gegangen seien, würden sich ebenfalls positiv auf die Erlöse auswirken. Auch der Anlagenzubau setzt sich dynamisch fort. In diesem Jahr hat die BEG bereits fünf Photovoltaik (PV)-Projekte fertiggestellt, zuletzt das Bürgerhaus Alter Farrenstall und zwei weitere kleinere Anlagen in Bietigheim. Fünf Großprojekte wurden gerade bei Solarbaufirmen beauftragt, darunter die PV-Anlagen bei der neuen Feuerwehr in Durmersheim mit 225 Kilowatt Peak (kWp) und auf dem Kindergarten Franziskus in Karlsbad (90 kWp). Hinzu kommen zwei Anlagen bei den Hagsfelder Werkstätten und Wohngemeinschaften Karlsruhe (HWK) mit insgesamt rund 550 kWp und eine weitere beim AWO-Kindergarten Pamina in Karlsruhe (117 kWp). „Die Partnerschaft, die wir mit der Sozialwirtschaft in Karlsruhe geschlossen haben, zahlt sich für beide Seiten aus“, sagte Oesten. Durch den Umstieg auf Solarstrom könnten die sozialen Unternehmen künftig mehrere zehntausend Euro pro Jahr an Stromkosten einsparen, dadurch ihre Wirtschaftlichkeit erhöhen oder die Qualität ihrer pädagogischen und pflegerischen Angebote verbessern.
Die BEG hat für 2025 noch zahlreiche weitere Projekte in der Pipeline. Das Wachstum werde aber nicht um jeden Preis vorangetrieben, wie Oesten betonte: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Es soll auch noch Spaß machen.“ Das Rekordjahr 2024 habe die Aktiven an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Darauf verwies auch der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Kniehl und kündigte an, dass weitere Mitglieder für den Vorstand gesucht würden.
Derweil ist das Team rund um den Vorstand weiter gewachsen. So investieren inzwischen 32 Ehrenamtliche viele Stunden ihrer Freizeit für die Genossenschaft. Um die Arbeitskraft zu strukturieren, wurden 2024 Teams für die Bereiche Vertrieb, Projektentwicklung, Wartung und Marketing gebildet. Teammitglieder stellten die Gruppen bei der Versammlung vor. Dabei zeigte sich eindrucksvoll die Arbeitsfülle, die von den Aktiven bewältigt wird. Oesten verwies darauf, dass die Rahmenbedingungen 2025 durch neue Gesetze nicht einfacher würden. So erhält die BEG künftig keine Stromvergütung mehr, wenn der Börsenpreis unter null Euro fällt. Außerdem wurde eine Direktvermarktungspflicht eingeführt, was Investitionen in neue Zähler erfordert. Und auch die Netzentgelte steigen. „Wir müssen den Eigenverbrauch im Gebäude erhöhen“, erläuterte Oesten die Strategie der BEG. Dazu würden vermehrt Stromspeicher eingesetzt. „Damit erzielen wir bereits sehr gute Ergebnisse.“ So decke beispielsweise der Bauhof Bischweier 85 Prozent seines Strombedarfs über den Sonnenstrom vom eigenen Dach.